VVS 2023 – Neue Honigrichtlinie und Vespa Velutina im Focus

Zur alljährlich angebotenen Schulungsveranstaltung für Vereinsvorsitzenden begrüßte der Vorsitzende des Landesverbandes Hessischer Imker e.V Oliver Lenz am 28./29. Oktober N knapp 100 Gäste in Friedrichsdorf. Ein umfangreiches Informationspaket hatte der Landesverband für die Orts- und Kreisvereine vorbereitet.

Zu Beginn wurden die personellen Veränderungen in der Geschäftsstelle Kirchhain und im Präsidium des Deutschen Imkerbundes vorgestellt. Es folgten ausführliche Erläuterungen zu der seit Mitte August geltenden neuen “Förderrichtlinie zur Haltung und Zucht von Honigbienen”.

Diese Förderungen aus EU- und Landesmitteln sind völlig neu strukturiert worden. Beispielsweise ist bei Veranstaltungen und Lehrgängen nun immer zwingend die Angabe der Registriernummer des beteiligten Imkers gefordert. Diese Registriernummer (oder auch Betriebsnummer bei anderen Vet.-Ämtern) wird bei der Anmeldung der Bienenhaltung vom Veterinäramt vergeben.
Dies ist nicht neu, sondern mit der schon länger bestehenden Bienenseuchenverordnung schon eine mehrjährige bestehende Rechtslage. Diese wurde aber in der Vergangenheit regelmäßig ignoriert. Nun bekommt sie eine neue Relevanz und schließt Imker, die ihre Bienenhaltung nicht angemeldet haben, von der staatlichen finanziellen Förderung aus. Die Registriernummer sollte unbedingt in der DIB-Mitgleiderverwaltung (DIB MV) unter dem Feld Betriebsnummer erfasst und hinterlegt werden.

Insgesamt sind die förderfähigen Maßnahmen und das Gesamtvolumen erweitert worden. Gleichzeitig ist aber die bisherige Vollfinanzierung auf eine Zuschussfinanzierung umgestellt worden. Alle Maßnahmen, die der Landesverband zukünftig anbietet, sind daher mit Eigenkosten für den Verband versehen. Weiterhin gibt es für gewisse Förderungen Deckelungen. Was bisher durchlaufende Positionen im Etat waren, bekommt jetzt eine andere Haushaltsrelevanz. Die genauen finanziellen Auswirkungen können momentan aber noch nicht präzise beziffert werden.

Eine Beitragsanpassung für 2025 ist aus verschiedenen Gründen zu erwarten. Oliver Lenz wies daraufhin, dass wir seit der letzten Beitrags Änderung 2018 eine Inflationsrate von ca. 25 % zu berücksichtigen haben. Wachsende Aufgaben in mehrfacher Hinsicht und ein höherer Beratungsbedarf von Vereinen und Imkern kommen noch hinzu. Aus diesem Grund sind ehrenamtlich Mitwirkende herzlich eingeladen und willkommen. Auch qualifizierte und engagierte Lehrbeauftragte werden gesucht um auch zukünftig das Lehrgangsangebot aufrechterhalten oder sogar ausbauen zu können. Bei all diesen Themen sei auf die überarbeitete Homepage verwiesen, die zeitnah gepflegt wird und den Vereinen und Imkern eine aktuelle Information zu vielen Fragen ermöglicht.

Im folgenden Vortag stellte Tobias Stever als Honigobmann die Ergebnisse der Marktkontrolle des Deutschen Imkerbundes aus 2022 vor. Detailliert ging er auf das Thema Sortenbezeichnung ein. Aufgrund der Komplexität sollte man ohne Laborergebnis eine allgemeine Bezeichnung wie Blütenhonig oder Sommertrachthonig verwenden. Aber auch mit Laborergebnis, können die Inhalte von Honigeimer zu Honigeimer stark variieren, wie es bei der letztjährigen Marktkontrolle offenkundig wurde. Hier hatte ein Imker eine Mischung aus mehreren Eimern der gleichen Ernte ins Labor gegeben. Später wurden die Eimer aber einzeln abgefüllt. Ein Glas davon kam zufällig in die Marktkontrolle. Die Laborergebnisse wiesen deutliche Abweichungen auf. Die ursprüngliche Sortenbezeichnung war in der Marktkontrolle dann nicht mehr haltbar. Eine neue analytische Herausforderung wird die Ackerbohne sein. Sie wird zukünftig verstärkt angebaut und bietet der Biene verschiedene Möglichkeiten Nektar zu sammeln. Jede Sammelart (floral und extrafloral) geht mit einer anderen Pollenquote einher. Außerdem ist Ackerbohnennektar noch unzureichend untersucht. Es liegen nur wenige wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Gleichwohl werden diese Pollen zukünftig öfter in den Laboren auftauchen.Auch die Untersuchung auf Rückstände war Gegenstand des Vortrages. In Hessen gab es keine Varrozidrückstände im Honig zu verzeichnen. Ein erfreuliches Ergebnis für die Verbraucher und für uns.

Anschließend stellte unser Rechtsobmann Volker Steinbacher den Vereinsvertretern die Vor- und Nachteile der Gemeinnützigkeit eines Imkervereins vor. Die wichtigsten Voraussetzungen und die Auswirkungen wurden von ihm anschaulich erläutert. Man kann als Verein diesen Status anstreben, sofern das bisher nicht erfolgt ist, eine Verpflichtung besteht hierfür allerdings nicht.

Nachmittags stellte Frau Antje Nixdorf als Obfrau für das Schulungswesen das aktuelle Kursangebot vor. Aktuell führen 12 Teams landesweit Schulungen durch. Zwei neue Lehrbeauftragten-Anwärter beginnen in Kürze ihre anspruchsvolle Tätigkeit. Weitere Interessenten werden dringend gesucht. Nähere Informationen hierzu gibt es auch auf der Homepage www.hessische-imker.de.

Ein weiteres Schwerpunkthema war die asiatische Hornisse (Vespa Velutina).
Reiner Jahn – ausgewiesener Experte und Beauftragter für die Nestentfernung in Hessen – berichtete von den jüngsten Erfahrungen mit dieser invasiven Art. Hessen wird dieses Jahr mit Nestsichtungen geradezu überrollt. Nach 8 Nestsichtungen im Vorjahr liegen wir bis Ende Oktober bei 60 Nestern allein in Hessen. Auch wenn verschiedene Einzelheiten in der Lebensweise der Hornisse noch nicht vollständig erforscht sind, lassen die Erfahrungen aus Frankreich und Spanien aufhorchen. Dort hat man eine deutlich höhere Nestdichte und ein anderes Schadbild sowohl in der Imkerei als auch in der übrigen Landwirtschaft wie dem Obst- und Weinbau. Imkerliche Schutzmaßnahmen für die Bienenvölker werden erprobt. Der beste Schutz ist jedoch das Auffinden und Entfernen der Nester. Das Auffinden der Nester liegt selbstverständlich im imkerlichen Interesse. Sollte die Bekämpfung der Vespa Velutina eingestellt werden, ist mit immensen Schäden zu rechnen. Bei der Suche der Völker sollte die Bevölkerung mit eingebunden werden. Das können aber die Behörden und die Imker nicht allein stemmen. In Waldgirmes hat ein Facebook Aufruf zum Erfolg geführt. Herr Jahn stellte die Dochttopfmethode (Hornisse zeichnen und mit Lockstoff immer wieder die Flugrichtung verfolgen) zum Auffinden der Nester vor und erläuterte weitere Besonderheiten im Verhalten der Vespa Velutina, die uns bei der zukünftigen Eindämmung helfen werden.

Ergänzt wurde die umfangreiche Informationsveranstaltung durch den Landschaftspflegeverband des Main-Kinzig-Kreises. Er informierte über Biodiversitätsverluste und zeigte diverse Möglichkeiten auf, wie praktizierter Naturschutz für jedermann vor der eigenen Haustür beginnt und umgesetzt werden kann.

Auch ein Bericht über den großen Faulbrut-Ausbruch in Lich in diesem Sommer – vorgetragen von Frau Verena Rübsam, Obfrau für Bienengesundheit- durfte auf dieser Veranstaltung nicht fehlen.

Frau Dr. Meixner informierte über Aktuelles aus dem Bieneninstitut Kirchhain.
Auch hier wird es zukünftig mehr um die asiatische Hornisse gehen. Sie stellte Frau Dr. Gefion Brunnemann-Stubbe als neue Fachberaterin für Imkerei vor. Für uns ist sie als langjährige Lehrbeauftragte im Landesverband keine Unbekannte. Frau Dr. Brunnemann-Stubbe berichtete von dem aktuellen Stand im Imkerberatungsdienst. Die meisten Anfragen stehen nach wie vor im Zusammenhang mit der Varroamilbe. Auch die meisten Völkerverluste sind auf die Milbe zurückzuführen. Für ein erfolgreiches Varroa Management stehen uns allen wirksame Behandlungsmittel zur Verfügung. Ebenso sind funktionierende biotechnische Methoden bekannt. Auch präzise Methoden der Befalls Diagnostik stehen bereit und es werden Zuchtfortschritte gemacht. Für eine erfolgreiche praktische Umsetzung muss der Imker aber die Biologie, den Lebenszyklus sowohl der Biene als auch der Milbe genau kennen, um zu verstehen warum was zu welchem Zeitpunkt gemacht wird. Genauso wichtig ist es zu verstehen, welche imkerlichen Maßnahmen welche Konsequenzen auf die Milbenentwicklunghaben. Dieses Hintergrundwissen ist jedem Neueinsteiger schon zu Beginn zu vermitteln. Für eine erfolgreiche Imkerei ist es unerlässlich.

Herr Dr. Christoph Otten vom Bieneninstitut Mayen schloss den Informationsblock mit einem Vortrag über die Bedeutung von Blütenpollen für ein Bienenvolk ab. Ein Bienenvolk hat einen jährlichen Pollenbedarf von 25-40 kg. Kommt es hier zu Engpässen und einer Mangelsituation wirkt sich das auf die Qualität der Brutaufzucht und zeitversetzt somit auf die Volksentwicklung aus. Beobachten wir als Imker Auffälligkeiten im Bienenvolk lohnt sich auch ein Blick in die Vergangenheit. Vielleicht kann Pollenmangel einige Wochen vorher eine Erklärung sein. Pollen zukaufen und einfüttern ist hier keine gute Idee. Auch die Faulbrut kann man sich damit reinholen. Es gibt die Möglichkeit auch Pollen aus einem Bienenvolk durch Pollenfallen zu ernten. Herr Dr. Otten erläuterte die Vorgehensweise der Ernte und der weiteren Verarbeitung und Lagerung. Übertreiben sollte man es aber nicht, sonst kommt es zu den Mangelerscheinungen im Volk. Zu berücksichtigen ist auch, dass insbesondere der Pollen in der Frühtracht mit Rückständen belastet ist. Empfehlenswerter für den menschlichen Verzehr sind die Pollen aus späteren Trachten.

Nach zwei Tagen intensivem Informations- und Erfahrungsaustauch zu aktuellen, aber auch grundsätzlichen Themen der Imkerei schloss Oliver Lenz die Versammlung mit einer Einladung für den anstehenden 14. Hessischen Honigtag in Friedberg am Sonntag, 19.11.2023.

Christian Schirk, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit im Landesverband der Hessischen Imker e.V