Der 11. Hessische Honigtag fand am 10. November 2019 im Bürgerhaus Traisa, im Rosengarten 21, 64367 Mühltal-Traisa statt. Als Vorsitzender des ausrichtenden Imkervereins Mühltal e.V., hieß Herr Anton Wittersheim die Gäste willkommen.
Unser Vorsitzender Manfred Ritz begrüßte die Ehrengäste und die zahlreich erschienenen Imkerinnen und Imker sowie Gäste.
„Das abgelaufene Jahr war für Imker und Landwirte ein schwaches Durchschnittsjahr. Die Trockenheit im Vorjahr hatte die Aussaat von Raps nur sehr beschränkt ermöglicht. Die ausbleibende Tracht sowie Kälte und späte Fröste haben insbesondere in den südhessischen Räumen keine Frühtracht gebracht. Die Spättracht konnte die Imkerinnen und Imker aber noch zufriedenstellen. Zum Erhalt von ganzjährigen Trachtquellen sei es unverzichtbar, dass in Bereichen der Landwirtschaft, bei vorhandenen Förderprogrammen von EU und Landesregierung, Blühflächen, Blühstreifen und blühende Energiepflanzen vorgehalten werden. Aber auch die Kommunen und Gartenbesitzer sollten das Programm „Bienenfreundliches Hessen“ nutzen, um ihre Flächen zum Blühen zu bringen. Durch die Ausgabe von 16.000 kg Blühsamen durch den hessischen Bauernverband zur Schaffung von freiwilligen Blühflächen konnten zusätzliche Ernährungsflächen für die Insektenwelt geschaffen werden.
Der Honig ist des Imkers Lohn. Von unseren heimischen Blühpflanzen sind 80 % auf die Bestäubung von Bienen und anderen Insekten angewiesen. Mit 2,8 Völkern je qkm tragen unsere Bienen maßgeblich mit der Bestäubungsleistung zur Erzielung einer reichen Ernte bei. Diese volkswirtschaftliche Gesamtleistung übertrifft bei weitem den Honigwert.“
Mit einen Grußwort waren Herr Christian Dreher, Fachberater für Bienenzucht beim Bieneninstitut Kirchhain für das Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, für Herrn Landrat Schellhaas, 1. Kreisbeigeordneter, Herr Robert Ahrnt, Herr Bürgermeister von Mühltal Willi-Georg Muth, Vorsitzender der Gemeindevertretung Mühltal, Herr Rainer Steuernagel, Frau Astrid Mannes, MdB, Herr Bijan Kaffenberger, MdL, und den Kreislandwirt Darmstadt-Dieburg, Herr Karlheinz Rück, vertreten.
In den Grußworten wurde die Wichtigkeit und auch die Anstrengungen des bienenfreundlichen „Land Hessen“ mit der Kampagne „Hessen blüht“ herausgestellt. In Partnerschaft leisten Imker und Landwirte für Umwelt- und Artenschutz einen wesentlichen Beitrag. Entsprechend müssen auch die Landkreise, Kommunen und die Bevölkerung aktiv werden. So sollten Schotter- und Rasenflächen Blühflächen weichen.
Der 1. Vorsitzende Manfred Ritz war über das gute Ergebnis der Prämierung erfreut. Die Zahlen zeigen, dass die Prämierung von den Imkerinnen und Imkern gerne angenommen wird. Sie haben erkannt, dass in einem immer undurchsichtiger werdenden Markt solche Zeichen von neutraler Stelle eine wichtige Rolle für den Verbraucher spielen. Daneben ist eine Prämierung immer wieder auch ein Ansporn, bei der täglichen Arbeit noch ein wenig mehr auf sorgfältige Verarbeitung und hohe Produktqualität zu achten. Die Verbraucher treffen eine gute Wahl, wenn sie Honig von hoher Qualität im Imker-Honigglas des Deutschen Imkerbundes bei einem Hessischen Imker kaufen.
Die Preisverleihung an die ersten 5 Preisträger nahm Herr Christian Dreher und unser Vorsitzender Manfred Ritz vor.
Die Imker mit den ersten fünf Spitzenhonigen wurden mit den Staatsmedaillen in Silber und Bronze und mit Urkunden des Deutschen Imkerbundes in Gold- Silber- und Bronze ausgezeichnet. Es erreichten:
1. Platz: Annette Däschner, Münster – Ehrenmedaille in Gold der Landesregierung
2. Platz: Frank Schmied, Lich –Ehrenmedaille in Silber der Landesregierung
3. Platz: Aloysius Mehler, Hilders – Urkunde Gold, Deutscher Imkerbund
4. Platz: Stefan Böck, Reiskirchen – Urkunde Silber, Deutscher Imkerbund
5. Platz: Harry Kopp, Darmstadt – Urkunde Bronze, Deutscher Imkerbund
Zur Prämierung waren in diesem Jahr 153 Honiglose eingereicht worden. Nach deren Auswertung können nun 123 Imker, entspricht 80 %, ihre Honige mit einer der begehrten Auszeichnungen versehen.
Der Vormittag schloss mit dem Vortrag von Frau Dr. Annette Schroeder, Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim, „Bienenprodukte im Bereich Medizin und Kosmetik“
Als selbst produzierte Bienenprodukte nannte Frau Dr. Schröder Wachs, Gelee Royale und Bienengift.
Zunächst sprach sie das für die Imkerei so wichtige Bienenwachs an, was zur Herstellung von Mittelwänden, aber auch für Kerzen, Salben, Cremes, Lederpflege und der Kunst und Malerei Verwendung findet. Durch verfälschtes Wachs nähmen nicht nur die Bienen Schaden, sondern es könne auch für den Menschen, z. B. durch Kauwachs, schädlich sein.
Gelee Royale soll zur Blutdrucksenkung sowie Senkung des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels zur Anwendung kommen – Bienengift bei Rheuma und Gelenkerkrankungen. Beides seien Produkte für die Medizin.
Honig, Pollen und Propolis gehören zu den gesammelt und weiterverarbeiteten Bienenprodukten.
Studien hätten die positive Wirkung des Honigs auf den Blutzuckerspiegel, bei Magengeschwüren, Verdauungsstörungen, Atemwegs- und Hauterkrankungen belegt. Hilfreich bei Erkältungskrankheiten, Wundheilung, Schlafstörungen und werde auch in der Kosmetik eingesetzt. Seit Jahrhunderten als Naturprodukt ein unverzichtbarer Bestandteil in der Klosterheilkunde und der traditionellen Medizin durch seine wertvollen rund 180 Inhaltsstoffe, im wesentlichen: Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose), Enzyme, Vitamine, Mineralien, Säuren, Hormone, Inhibine und Aromastoffe.
Der hohe Gehalt an Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen machen Blütenpollen zu einem allgemeinen Kräftigungsmittel. Sie sollen auch unterstützend bei Entzündungen im Mund und im Bereich der Luftwege wirken. Der Verzehr könne aber der Auslöser für eine allergische Reaktion sein.
Propolis findet vermehrt Anwendung im Bereich der Medizin. Als Immunstärkungsmittel fehlen wissenschaftliche Studien. Es wirkt aber stark hemmend auf Bakterien, Viren und Pilze und kommt demnach bei Entzündungen im Mund und Rachenraum, Verletzungen und Verbrennungen, Geschwüre, Warzen und Pilzinfektionen zum Einsatz. Allergische Reaktionen könnten aber nicht ausgeschlossen werden.
Unser Vorsitzender dankte für die ausführlichen Informationen mit einem Geschenk.
Danke sagte unser Vorsitzender Manfred Ritz den Mitgliedern des ausrichtenden Imkervereins Mühltal mit der Übergabe eines Buchgeschenks an ihren Vorsitzenden, Herrn Anton Wittersheim.
Nach der Mittagspause informierte unser Obmann für Honig und Marktfragen Tobias Stever über die am 10.08.2019 durch fachkundige Prüferinnen und Prüfer in den Räumen unserer Geschäftsstelle erfolgte Honigsinnesprüfung. Sie nahmen nach einem bundesweit einheitlichen Prüfschema die optisch-sensorischen Prüfungen vor, und führten Probenanteile zur chemisch-physikalischen Analyse den Laboren zu. Die Ergebnisse der Laborprüfungen auf Rückstände, Wassergehalt und Invertase-Aktivität waren weitestgehend optimal.
Insgesamt entfielen bei der Prämierung auf die 153 eingereichten Honiglose
59 Goldmedaillen, 49 Silbermedaillen und 15 Bronzemedaillen
Zum Empfang der Urkunden, hatte unser 2. Vorsitzender im Verband, Herr Ralph Bonkowski, auf der Leinwand alle Preisträger nach Kreisverbänden bzw. Regionen dem Publikum vorgestellt.
Die Urkundenübergabe erfolgte durch unseren Vorsitzenden Manfred Ritz und unseren Vorstand für Finanzen Uwe Schmal.
Von den aus drei Gläsern bestehenden Honiglosen wurde jeweils nur 1 Glas für Untersuchungszwecke verwendet. Die restlichen Gläser wurden nach Verschluss und Versiegelung den Herren Gert Hauschild von der Darmstädter Tafel e.V. und Wolfgang Blaseck von der Tafel Dieburg e.V. übergeben. Die Vereine verfolgen als oberstes Ziel, bedürftige Menschen mit notwendigen Lebensmitteln, die nicht mehr verkauft werden sollen, sich aber dennoch in einem qualitativ einwandfreien Zustand befinden, zu versorgen.
Text: © Norbert Löw, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit im Landesverband Hessischer Imker e.V.; Fotos: soweit nicht anders benannt © Norbert Löw