Nester der Asiatischen Hornisse mit der Wärmebildkamera finden
In Hessen wurden zum Herbst 2024 schon 180 Nester der Asiatischen Hornisse gefunden und entfernt. Alle Nester wurden bisher konventionell mit den Augen (visuell) gefunden.
Vielen Dank an die vielen Helfer und insbesondere an Nicole König und ihr Team, das nicht nur in Hessen zur Beseitigung von Hessen unterwegs ist.
In unseren diesbezüglichen Chatgruppen wurde angefangen, über Alternativmethoden zur konventionellen Suche zu diskutieren. Die mögliche Verwendung von Wärmebildkameras (thermische Detektion über Infrarotstrahlung) wurde als mögliche Alternative zur visuellen Detektion angesehen.
Wärmebildkameras in Kombination mit Drohnen werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um vor der Mahd versteckte Rehkitze (oder anderes) in der Wiese zu finden und in Sicherheit zu bringen. Ebenso sind sie sehr hilfreich, um die Kadaver von an der Afrikanischen Schweinepest verendeten Wildschweinen zu finden. In beiden Fällen sind die zu suchenden Objekte nicht unbedingt frei sichtbar.
Auch die Nester der Asiatischen Hornisse (Vespa Velutina) sind eher versteckt, als dass sie frei sichtbar hängen. Jetzt im Herbst erleichtert der Blätterfall die Nestsuche ungemein. Hoffen wir, dass die Vespa Velutina Königinnen nicht lernfähig sind, um zukünftig nur noch in immergrünen Bäumen zu nisten.
Warum also nicht versuchen, Nester der Asiatischen Hornisse mit Wärmebildkameras zu finden, zumal diese sowohl im sichtbaren Spektrum, als auch im Infrarotspektrum Aufnahmen machen können. Der direkte Vergleich ist also gegeben.
So wie links stellt sich das Nest einem Beobachter oder dem Such Team dar. Einmal entdeckt ist es deutlich sichtbar, zumindest von dieser Position.
Wärmebildkameras
Wärmebildkameras gibt es in allen Variationen, auch als App für Tablet oder Smartphone. Einzelne Versuche der Chatteilnehmer ergaben ein sehr differenziertes Bild: Die teureren Varianten haben bei den Versuchen nicht immer unbedingt das beste Ergebnis geliefert. Andererseits müsste man schon 600€ und mehr ausgeben, um ein „vernünftiges“ und für die Nestsuche brauchbares Gerät zu bekommen.
Die Kosten der eingesetzten Drohne liegen aktuell bei ca. 5.000€, ohne zusätzliche Akkus und Zubehör.
Versuch : Nestsuche mit der Wärmebildkamera
Der LHI hat kurzfristig Kontakt mit einem Drohnenpiloten von www.kitzrettung-hilfe.de aufgenommen. Der Kollege war zufällig in der Nähe eines kürzlich gefundenen Nests und wir konnten einen spontanen Pilotversuch starten.
Im Folgenden die Aufnahmen der Drohne, jeweils das visuelle Bild im Vergleich zum Wärmebild.
Gegebenheiten:
- Das Nest war in einer kleinen Ortschaft und nicht auf freiem Feld.
- Der Drohnenpilot war lizensiert und rechtliche Gesichtspunkte konnten berücksichtigt werden. Die Anwohner in der Nachbarschaft waren informiert über den Drohnenflug.
- Das Wetter war geeignet, kein Nebel oder Regen. Der Himmel war bedeckt.
- Wir haben Anfang November um 16:30 Uhr angefangen und sind etwa 1 Stunde geflogen. Zum Beginn war es noch hell, zum Ende deutlich dämmrig.
- Das Nest hing hoch in einer Zeder, eher seitlich versetzt zur Mitte. Von einer Seite war es gut sichtbar, von der gegenüberliegenden Seite eher nicht.
Folgende Fragen galt es bei dem Versuch zu klären:
- Gibt ein Nest der Vespa Velutina genügend Wärmestrahlung ab, um es zu detektieren?
- Schirmen Äste, Zweige oder Blätter die Wärmestrahlung ab?
- Können Nester quasi im Vorbeiflug detektiert werden?
Unser Pilot-Versuch lieferte die folgenden Antworten:
- Ein Velutina Nest gibt deutlich Wärmestrahlung ab und ist mit einer (geeigneten) Wärmebildkamera oder eine Drohne mit Kamera einfach zu detektieren. Sogar einzelne fliegende Hornissen sind auf den Bildern als helle Punkte zu erkennen. Als Nebeneffekt lieferte die Drohne die genaue Höhe des Nests über dem Startpunkt.
- Äste, Zweige und Blätter können die Wärmestrahlung wirkungsvoll abschirmen. Das Nest war von der anderen Seite des Baums nicht mehr zu sehen, weder visuell, noch thermisch.
- Im Vorbeiflug konnte das Nest klar als heller Fleck gesehen werden. Ebenso wie bei der visuellen Detektion muss auch bei der Verwendung von Wärmebildkameras ein Baum von mehreren Seiten betrachtet werden. Die Drohnen bieten dafür gute Voraussetzungen, man kann ein Suchgebiet von mehreren Seiten abfliegen.
In unserem Versuch wäre durch die Verwendung von Reserve-Akkus eine Suchdauer von mehreren Stunden möglich gewesen. Das Wetter ist ein limitierender Faktor, nicht jede Drohne ist wasserdicht. - Das auch einzelne fliegende Hornissen detektiert werden konnten, erleichtert unter Umständen die Nestsuche.
- Die Speicherung der Daten und der geographischen Position ermöglicht auch eine Offline-Auswertung zu Hause.
Rechtliches:
Der LHI weist explizit darauf hin, dass Drohnenflüge ohne lizenzierte Piloten nicht genehmigt sind. Der LHI übernimmt keinerlei Haftung für Verstöße bei (privaten) Flügen aufgrund des Berichts zum Pilot-Versuch.
Drohnenflüge in Wohngebieten sind organisatorisch aufwendiger, weniger aufwendig sind Flüge im Feld. In Wohngebieten empfiehlt es sich, für den Flug die örtlichen Polizeidienststelle und die Ordnungsämter zu informieren, ebenfalls die Bevölkerung, soweit es möglich ist.
Grundsätzliche rechtliche Informationen findet man z.B. auf der o.a. Homepage für Kitzrettung oder bei www.Dipul.de.
Fazit :
Der Pilotversuch war erfolgreich. Weitere Versuche sollten unternommen werden, um diese Technik zu verfeinern.
Das bekannte Vespa Velutina Nest konnte visuell und thermisch genau dokumentiert werden. Auch einzelne fliegende Hornissen wurden mit ihrer Wärmestrahlung sichtbar gemacht.
Die Höhe des Nests über dem Startpunkt konnte bestimmt werden, was den Einsatz von Hebebühnen und auch Lanzen erleichtert.
Die Flugzeiten sind ausreichend, die Temperaturunterschiede von Luft und Nest müssen groß genug sein. Je größer die Temperaturunterschiede sind, desto einfacher kann ein Nest gefunden werden. Dunkelheit erschwert den sicheren Flug für den Piloten, denn er muss sich in dem zu durchsuchenden Gebiet zu Fuß bewegen können. Andererseits macht es die Nestfindung einfacher.
Der LHI bedankt sich bei „unserem“ Drohnenpiloten für die spontane Bereitschaft, diesen Pilotversuch zu machen. Gerne buchen wir ihn wieder um das Thema zu vertiefen.