Ein Zuhause für Bienen
Wie jeder Garten, Balkon und sogar die Stadt zum Paradies für Bestäuber werden kann.
Warum Bienen unsere Hilfe brauchen
Bienen sind die heimlichen Architekten unserer Natur.
Ohne sie gäbe es kaum Äpfel, Erdbeeren oder Sonnenblumen – denn etwa 80 % aller blühenden Pflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Doch seit Jahren kämpfen Bienen mit Herausforderungen: Monokulturen in der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel und der Verlust natürlicher Lebensräume setzen ihnen zu.
Viele Wildbienenarten sind bereits bedroht, und auch Honigbienen leiden unter schwindenden Nahrungsquellen.
Doch es gibt Hoffnung: Jeder kann etwas tun, um Bienen zu schützen.
Ob mit einem großen Garten, einem kleinen Balkon oder sogar in der Stadt. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, ein paar einfache, aber wirkungsvolle Schritte zu gehen, die Bienen das Überleben erleichtern.
Bienenfreundliche Pflanzen: Das Buffet für Bestäuber
(Wild-)Bienen brauchen das ganze Jahr über Nahrung.
Während Honigbienen in großen Völkern leben und weite Strecken fliegen, sind viele Wildbienenarten auf nahegelegene Blüten angewiesen. Deshalb ist es so wichtig, vielfältige, bienenfreundliche Pflanzen anzubieten – und zwar nicht nur im Sommer, sondern von Frühling bis Spätherbst.
Frühling: Die erste Mahlzeit nach dem Winter
Nach dem langen Winter sind Bienen auf der Suche nach den ersten Nahrungsquellen. Krokusse, Schneeglöckchen und Weiden blühen früh und bieten wertvollen Nektar. Auch Lungenkraut und Traubenhyazinthen sind bei Bienen beliebt. Wer im März und April schon blühende Pflanzen im Garten hat, hilft den Bienen, Kräfte für die Brutaufzucht zu sammeln.
Sommer: Hochsaison für Bienen
Im Sommer ist das Angebot an Blüten am größten – doch nicht alle Pflanzen sind gleich wertvoll. Lavendel, Sonnenblumen und Borretsch sind klassische Bienenmagnete. Thymian, Fenchel und Malven locken nicht nur Honigbienen, sondern auch Wildbienen und Schmetterlinge an. Wichtig ist, keine gefüllten Blüten zu pflanzen, da diese oft keinen Nektar bieten.
Herbst: Die letzte Chance vor dem Winter
Viele Gärtner denken, dass Bienen im Herbst keine Nahrung mehr brauchen – doch das stimmt nicht. Spätblühende Pflanzen wie Astern, Efeu und Goldrute sind wichtige Nahrungsquellen, um die Wintervorräte aufzustocken. Selbst im Oktober und November fliegen noch einige Bienenarten und sind auf diese Blüten angewiesen.
Tipp für den Balkon:
Auch auf kleinstem Raum lässt sich eine Bienenweide anlegen. Kräuter wie Thymian, Rosmarin und Minze blühen und duften nicht nur, sondern sind auch bei Wildbienen beliebt. Selbst ein paar Töpfe mit Wildblumen oder ein hängender Blumenkasten mit Petunien können einen Unterschied machen.
Pestizide vermeiden: Gift hat in der Natur nichts zu suchen
Chemische Pestizide – besonders Neonikotinoide – sind für alle Bienen tödlich. Sie schädigen ihr Nervensystem, führen zu Orientierungslosigkeit und können ganze Völker auslöschen. Doch es gibt natürliche Alternativen, um Schädlinge in Schach zu halten:
- Brennnesseljauche wirkt gegen Blattläuse und stärkt gleichzeitig die Pflanzen.
- Knoblauch- oder Zwiebelsud hilft gegen Mehltau und andere Pilzkrankheiten.
- Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen und Vögel sind natürliche Feinde von Schädlingen und können gezielt gefördert werden.
Einfacher Tipp:
Statt zu chemischen Mitteln zu greifen, kann man viele Schädlinge per Hand absammeln oder mit mechanischen Fallen (z. B. Bierfallen für Schnecken) bekämpfen. Wer auf Pestizide verzichtet, schützt nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge, Käfer und andere nützliche Insekten.
Nisthilfen bauen: Ein Zuhause für Wildbienen
Während Honigbienen in großen Völkern leben, sind die meisten der über 500 Wildbienenarten in Deutschland Einzelgänger. Viele von ihnen nisten in Totholz, Lehmwänden oder sandigen Böden – doch solche natürlichen Nistplätze werden immer seltener.
Ein Insektenhotel selbst bauen
Ein Insektenhotel ist eine einfache und effektive Möglichkeit, Wildbienen ein Zuhause zu geben. Es muss nicht kompliziert sein:
- Materialien:
Bambusröhren, Holzblöcke mit gebohrten Löchern (3–10 mm Durchmesser), Lehm, Stroh und Tannenzapfen. - Aufbau:
Die Materialien in einer Holzkiste oder einem stabilen Rahmen anordnen. Wichtig ist, dass die Röhren glatt und ohne scharfe Kanten sind, damit sich die Bienen nicht verletzen. - Standort:
Das Hotel sollte sonnig, regengeschützt und mindestens 50 cm über dem Boden hängen. Südliche Ausrichtung ist ideal.
Natürliche Nistplätze schaffen
Nicht jede Biene braucht ein Insektenhotel. Viele Arten nisten in sandigen Böden, Lehmwänden oder morschem Holz. Wer einen Garten hat, kann:
- Eine kleine Sandfläche anlegen, die nicht bewachsen ist.
- Totholz oder Baumstämme liegen lassen.
- Lehmige Stellen im Garten belassen, an denen Bienen ihre Nester graben können.
Wasserstellen anbieten
Bienen brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch Durstlöscher
Bienen, und auch andere Insekten, benötigen Wasser – nicht nur zum Trinken, sondern auch, um die Temperatur im Stock zu regulieren. Im Sommer kann es für sie schwierig sein, sichere Wasserquellen zu finden.
Wie kann man Bienen Wasser anbieten?
- Flache Schalen oder Vogeltränken mit Kieselsteinen füllen, damit Bienen sicher landen und trinken können, ohne zu ertrinken.
- Regelmäßig frisches Wasser nachfüllen, besonders an heißen Tagen.
- Kein Zuckerwasser! Bienen brauchen sauberes Wasser, kein gesüßtes Getränk.
Tipp für den Balkon:
Eine einfache Untertasse mit Wasser und ein paar Steinen reicht schon aus, um Bienen das Überleben zu erleichtern.
Wildnis zulassen: Warum Unordnung im Garten gut ist
Viele Gärtner streben nach perfekt gepflegten Beeten und kurz gemähtem Rasen – doch für Bienen ist Natürlichkeit viel wertvoller. Wildwuchs, Laubhaufen und Totholz bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Verstecke und Überwinterungsmöglichkeiten.
Einfache Maßnahmen für mehr Wildnis:
- Laub im Herbst liegen lassen – viele Insekten überwintern darin.
- Einen Teil des Rasens nicht mähen und Klee, Löwenzahn und Gänseblümchen blühen lassen.
- Disteln und Brennnesseln nicht sofort entfernen – sie sind wichtige Nahrungsquellen.
Für Stadtbewohner:
Auch in der Stadt kann man wilde Ecken schaffen – sei es auf dem Balkon mit einem Kübel voller Wildblumen oder in Gemeinschaftsgärten, die bewusst naturnah gestaltet sind.
Bienen in der Stadt: Auch urbane Räume können bienenfreundlich sein
Viele denken, dass Bienen nur auf dem Land leben – doch auch Städte bieten überraschend gute Lebensräume. Parks, Grünflächen und sogar Dachgärten können zu wichtigen Rückzugsorten für Bienen werden.
Was kann man in der Stadt tun?
- Gemeinschaftsbeete unterstützen oder selbst anlegen.
- Dachbegrünung fördern – viele Häuser haben Flachdächer, die sich mit Sedum oder Wildblumen begrünen lassen.
- Bienenpatenschaften übernehmen – viele Imker bieten die Möglichkeit, einen Bienenstock zu „adoptieren“ und so die lokale Imkerei zu unterstützen.
Ein Beispiel:
In vielen Großstädten gibt es zahlreiche Urban-Gardening-Projekte, bei denen Anwohner gemeinsam Bienenweiden anlegen oder auch selbnst Obst und Gemüse anbauen.
Selbst auf kleinen Flächen lassen sich so wichtige Lebensräume schaffen.
Jeder kann etwas bewegen
Bienen zu schützen, ist keine Wissenschaft – es geht darum, ein paar einfache Dinge zu tun und Bewusstsein zu schaffen. Ob mit einem bienenfreundlichen Balkon, dem Verzicht auf Pestizide oder dem Bau eines Insektenhotels – jede kleine Maßnahme hilft.
Die Natur braucht uns – und wir brauchen die Bienen.

