Hessischer Imkertag: „Mit Bienen – Natur erleben – natürlich leben“

Grußworte
Ministerin Priska Hinz bei BegrüßungNach Festgottesdienst in der St. Elisabeth Kirche Bad Schwalbach begrüßten unser Vorsitzender und die Honigkönigin Larissa I sowie als Schirmherr der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Herr Frank Kilian, die Gäste und Ehrengäste zum Imkertag.
„Den rasanten Zuwachs an Bienenvölkern in Hessen verdanken wir vor allem der guten und harten Arbeit der Imkerinnen und Imker“ sagte die Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Priska Hinz. Zur Schaffung von Nahrung und Lebensraum seien in 2018 60.000 Euro an finanzieller Unterstützung an die Imkervereine ausgezahlt worden. Neben den Honigbienen und übrigen Insekten sei aber auch für die im Erhalt bedrohten Wildbienen das gemeinsame Engagement bei der Kampagne „Bienenfreundliches Hessen“ so wichtig. Die Anlage von Blühflächen und Blühstreifen allein reiche nicht aus. Es muss vielmehr eine Abkehr von Kieselsteinwüsten und leblosen Rasenflächen erfolgen. Vielfalt in unseren Gärten, Balkonen und Grünflächen werde benötigt.
 
 

Olaf Lück vom DIB
Olaf Lück vom DIB

Weitere Grußworte ergingen von Herrn Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Herrn Bürgermeister und Hausherr Martin Hußmann der Stadt Bad Schwalbach. Vom Mitglied des Bundestages und Kreistagsvorsitzender Rheingau-Taunus-Kreis, Herr Klaus-Peter Willsch, vom Mitglied im Landtag und Vorsitzende des Umweltausschusses, Frau Petra Müller-Klepper und dem Geschäftsführer des Deutschen Imkerbundes, Herr Olaf Lück. Von dem Partner in Natur und Umwelt sprach der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbands, Herr Thomas Kunz. Vom Landfrauenverband grüßte Frau Andrea Göbel.
 
 
Imker-Nachwuchspreis 2019
Der Hessische Imker-Nachwuchspreis 2019 wurde von der Ministerin Priska Hinz an 3 Vereine vergeben. Für den Wettbewerb waren 4 Tätigkeitsbereiche vorzustellen, und zwar: 1. Verbesserung der Lebensgrundlage für Bienen 2. Engagement in der Bienenzucht und der imkerlichen Praxis 3. Engagement in der Neuimkergewinnung und Nachwuchsförderung 4. Soziales Engagement
Nach Prüfung und Wertung der eingereichten Bewerbungsunterlagen durch Imker-Fachleute, ergingen die Preise an folgende Vereine:

Imker-Nachwuchspreis 2019
v.l.n.r.: 2.Vors. LHI Ralph Bonkowski, Ministerin Priska Hinz, Dieter Vester, IV Bad Schwalbach, Manfred Maiwald, BZV Roßdorf, Werner Gemmeker, IV Kirchhain, 1.Vors. IV Bad Schwalbach, Manfred Bender, Honigkönigin 2019 Larisa I, 1. Vors. LHI Manfred Ritz
1. Platz: Imkerverein Kirchhain und Umgebung e.V. – 700 Euro
2. Platz: Bienenzuchtverein Roßdorf und Umgebung e. V. – 500 Euro
3. Platz: Imkerverein Bad Schwalbach und Umgebung e.V. – 300 Euro

„Kenne Deine Feinde“
Frau Dr. Garrido beim VortragFrau Dr. Claudia Garrido hat sich in ihrem Vortrag dem Schädiger unserer Bienen, der Varroamilbe, gewidmet. Dieser Parasit hat sich seit Mitte der 70er Jahre in Deutschland ausgebreitet. Er befällt die Bienen und die Brut. Vermehrt sich überwiegend mehrfach in der geschlossenen Brutzelle. Die Drohnenbrut ist stärker befallen, da die längere Entwicklungszeit den Vermehrungserfolg begünstigt. Der Milbenbestand verdoppelt sich dadurch in der Regel alle 4 Wochen. Aus 300 Milben im März können bis Juni 20.000 Milben geworden sein.
Bisher ging man davon aus, dass die Varroa die Hämolymphe (Blutmahlzeit) der Biene saugt. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass 95% aller Milben auf der Unterseite der Biene saßen, und es sich bei den Parasiten eher um „ Fettabsauger“ handeln könnte (Studie USA – Dr. Samuel Ramsey). Weitere Experimente werden Klärung bringen.
Wenn im Spätsommer Brut und Bienen im Volk zurückgehen, nimmt der Milbenbefall schlagartig zu. Der Aufzucht gesunder Winterbienen ist gefährdet. Drohnenbrutentnahme, Ablegerbildung, Bannwabenverfahren , Brutunterbrechung durch Königin-Käfigen bis zur kompletten Brutentnahme sind geeignete natürliche Mittel. Bei hohem Milbenbefall im Juli ist der Einsatz von geeigneten Behandlungsmitteln und wegen möglicher Reinvasion durch Einflug von Milben-Bienen nach Völkerzusammenbruch eine Winterbehandlung angesagt.
 
 
Ehrungen

Vereinsehrungen
v.l.n.r.: 1. Vors. IV Bad Schwalbach, Manfred Bender, Honigkönigin 2019 Larisa I, Dieter Vester, 1. Vors. LHI Manfred Ritz

Vor der Mittagspause nahm unser Vorsitzender Manfred Ritz noch Ehrungen vor. Mit der Urkunde des Deutschen Imkerbundes zur 50jährigen Mitgliedschaft wurde der 1. Vorsitzende Manfred Bender ausgezeichnet. Das verdiente Vereinsmitglied Dieter Vester wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Beide erhielten ein Buchgeschenk des Landesverbands. Ein besonderer Dank wurde natürlich auch den Mitgliedern des ausrichtenden Imkervereins Bad Schwalbach und Umgebung e.V. übermittelt.
 
 
„Eine Aufgabe für Landwirte – Insekten brauchen gepflegte Habitate – Naturschutz allein genügt nicht“
Herr Prof. Dr. Werner Kunz beim VortragDiesem Thema hatte sich Herr Prof. Dr. Werner Kunz, Prof. für Biologie an der Universität Düsseldorf, gewidmet. Man könne die Natur im heutigen Deutschland nicht mehr sich selbst überlassen. „ Wir brauchen den Zielartenschutz“ – also die technische Pflege der Habitate für die Bedürfnisse gefährdeter Arten. Nach seinen Vorstellungen müsste hierzu die Landwirtschaft in den Artenschutz integriert werden. Land- und Forstwirte sollten die Artenschützer der Zukunft sein. Der Stickstoffmangel war für den Artenreichtum früherer Jahrhunderte das Entscheidende.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei dem Boden immer mehr Stickstoff zugeführt worden. Durch Überdüngung seien die kargen Böden verlorengegangen, und somit auch die Lebensräume für die Arten. Die landwirtschaftliche Düngung könne aber nur in unzureichendem Maße zurück-geschraubt werden. Als Lösung würde sich die Herstellung von künstlichen Habitaten anbieten. Hierzu könnte der Landwirt mit seinem Gerät und know-how Sonderflächen für bestimmte Arten anlegen, die aus den Produktionsflächen herausgenommen würden und auf die Bedürfnisse verschiedener Arten geschnitten wären. Also zwei unterschiedliche Ziele – hier: Agrarflächen, – dort: Flächen für die Arten. Der Artenrückgang in Deutschland wird sich sonst weiter fortsetzen, wenn nichts getan wird.
 
 
Vor Schließung der Versammlung durch unseren Vorsitzenden Manfred Ritz, zeugten
viele Fragen und angeregte Diskussionen vom Interesse an den Vortragsthemen.
 
 
 
Text und Fotos: © Norbert Löw, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit im Landesverband Hessische Imker e.V.