Ein Ortstermin bei den Hessischen Imkern
Traditionell lud der Landesverband Hessischer Imker e.V. die Vereinsvorsitzenden am letzten Wochenende im Oktober nach Friedrichsdorf ein.
Oliver Lenz als 1.Vorsitzender begrüßte die rund einhundert Teilnehmer im komplett belegten Veranstaltungsraum des TaunusTagungs-Hotels. Ein umfangreiches Schulungs- und Informationsangebot hatte der Landesverband für seine Mitglieder vorbereitet. Zunächst stellte Oliver Lenz für die erstmaligen Teilnehmer dieser Veranstaltung die Vorstandsmitglieder des Landesverbandes sowie die Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Kirchhain vor.
Aufgrund diverser Unsicherheiten erläuterte er weiterhin die Vorgehensweise bei der neuen Einzelimkerförderung und der seit einem Jahr notwendigen Registriernummer für Imker.
D.I.B Akademie
Zum Auftakt der Vorträge stellte Frau Döhnert vom Deutschen Imkerbund (D.I.B.) die neue D.I.B. Akademie vor. Sinn und Zweck dieses Angebots ist eine Plattform zur Wissensvermittlung zu schaffen. Dort werden allerdings keine fachlichen imkerlichen Themen behandelt, sondern das Drumherum.
Recht, Informatik, Kommunikation, Buchhaltung, Öffentlichkeitsarbeit und vieles andere sind für die Imker aber auch die Vereine von Bedeutung. Das noch sehr junge Angebot kann von jedem D.I.B. Mitglied genutzt werden. Das Angebot befindet sich noch im Aufbau und wird stetig weiterentwickelt. Es wird helfen, neue Ehrenamtliche zu gewinnen und die Projektarbeit in den Vereinen auszubauen.
Ausführliche Informationen gibt es auf der eigenen Webseite der D.I.B. Akademie .
Kursportal Landesverband Hessischer Imker
Marek Becker, unser neuer Mitarbeiter der Geschäftsstelle Kirchhain, stellte die neue Kursportaltechnik für 2025 vor.
In Zusammenarbeit mit einem Anbieter und Betreiber eines Portals für Schulungsangebote (LANCloud) werden zukünftig Buchungen für die diversen Kurse online möglich sein. Der gesamte Prozess der Anmeldung und Bezahlung wird vollständig automatisiert ablaufen, vergleichbar eines Onlineshops.
Sofern man sich vorher oder mit einer Buchung einen Account angelegt hat, sind weitere Vorteile, wie z.B. ein einfache Bearbeitung der Buchungen, nutzbar. Es ist jedoch auch möglich als Gast zu buchen.
Das Kursangebot 2025 wird Mitte November hier freigeschaltet.
Bieneninstitut Kirchhain
Frau Dr. Meixner, als Institutsleiterin des Bieneninstituts Kirchhain, berichtete von einer sehr anspruchsvollen Saison 2024. Dies lag vor allem an den vielen personellen Abgängen, die es in dieser Zahl in so kurzer Zeit noch nicht gab. Im Jahr 2024 begannen zwei neue Auszubildende zum Tierwirt – Fachrichtung Imkerei – ihre Tätigkeit im Institut. Auch für 2025 werden zwei Auszubildende gesucht. Bewerbungen sind ausdrücklich erwünscht. Frau Meixner berichtete anschließend von diversen nationalen und internationalen Projekten und Feldversuchen.
Frau Dr. Gefion Brunnemann-Stubbe, Fachberaterin Imkerei in Kirchhain berichtete über Aktuelles aus Bildung und Beratung. Wie ist das Bienenjahr 2024 verlaufen, wo lagen die Schwerpunkte in den Beratungsanfragen. Es gab im Jahr 2024 einen Ausbildungslehrgang über 4 Tage zum Bienensachverständigen, den alle 22 Teilnehmer erfolgreich bestanden haben. Den nächsten Kurs dieser Art wird es im Jahr 2026 geben. Ein Treffen mit den Amtsveterinären fand mit sehr geringer Beteiligung statt. Bei den Ämtern steht die Afrikanische Schweinepest in Südhessen aktuell mehr im Fokus.
Erstmalig fand dieses Jahr auf Vorschlag des Landesverbandes ein Erfahrungsaustausch mit der Lebensmittelkontrolle statt. Das Treffen diente dem besseren gegenseitigem Verständnis. Wie ist eine hobbymäßig betriebene Imkerei strukturiert. Der Imker ist häufig zu den Arbeitszeiten der Ämter selbst berufstätig und dann bei Kontrollen kaum vor Ort. Aber es ging auch um die von uns vermittelten Hygienestandards bei den Honigkursen. Umfangreiche Details hierzu werden auf der nächsten Zusammenkunft der Imkerberater ganztägig vorgestellt. Das Treffen war sehr sinnvoll und soll wiederholt werden.
Abschließend stellte Frau Brunnemann-Stubbe die Kursplanungen des Bieneninstitutes für 2025 vor. Hier wird es Änderungen geben. Das Angebot im Hessenpark kann vermutlich nicht mehr aufrechterhalten werden. Als Neuerung wird ein Kurs zur Wachsqualität angeboten. Auch die Ausbildung zum Imkerberater ist für den Februar 2025 vorgesehen.
Neue EU-Honigrichtlinie
Tobias Stever, Honig Obmann im Landesverband Hessischer Imker, stellte die neue EU-Honigrichtlinie 2024/1438 vor. Diese ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Hessischen Honigrichtlinie, in der es um die Förderung der Imkerei durch das Land Hessen geht.
Die seit mehreren Jahren Vorbereitung jetzt verabschiedete EU-Richtlinie handelt nicht von Finanzen, sondern es geht hier um die Deklaration und Kennzeichnungspflicht. Das Ursprungsland des Honigs ist zukünftig anzugeben. Backhonig, der sich nur zum Kochen und Backen eignet, muss zukünftig deutlicher gekennzeichnet werden. Diese beiden Aspekte sind verbindlich verankert. Offen sind bisher noch andere Details wie die Definition „überwiegend“ sowie ein Invertase Index oder die Fragen eines möglichen Pollenentzuges oder der Rückverfolgbarkeit. Diese Einzelfragen sind noch von der EU-Kommission zu entscheiden, bevor alles bis Ende 2025 in nationales Recht umgesetzt werden kann.
Abschließend berichtete Herr Stever über aktuelle Erfahrungen aus der Lebensmittelaufsicht, sowie über die Erkenntnisse über verfälschten Honig. Es ist wie beim Sport. Ein Wettlauf zwischen Doping und Labor.
Asiatische Hornisse (Vespa Velutina)
Reiner Jahn, inzwischen Mitarbeiter des Bieneninstituts Kirchhain und eingebunden in das EIP Agra- Projekt “Vespa Velutina Hessen”, gab hier einen Überblick über den Stand zur Vespa Velutina in Hessen.
Derzeit sind ca. 180 Nester gesichtet und entfernt worden. Die Ausbreitung schreitet voran, insbesondere in den Ebenen. Die Hornisse bevorzugt eindeutig die wasserreichen Flussebenen und Täler. Er appellierte an alle Imker, sich hier zu informieren und sich nicht darauf zu verlassen, dass sich schon jemand kümmert, wenn die Tiere an seinem Bienenstand auftauchen. Es kann jederzeit an jedem Ort in Hessen ernst werden und dann sollte man vorbereitet sein und wissen was zu tun ist. Besteht der Verdacht auf Völkerverluste durch die Hornisse, sollte man das Volk nicht abräumen, sondern verschließen, damit genauere Untersuchungen möglich werden. Zentrale Herausforderung bleibt das Auffinden des Nestes. Hier gibt es ein neues Bluetooth gestütztes Verfahren aus Holland. Aber auch das Aufspüren mit einer Wärmebildkamera kann funktionieren, wenn die Außentemperaturen stimmen und das Suchgebiet zuvor eingegrenzt werden konnte.
Bei der Nestsuche können und sollen die mittlerweile 100 ausgebildeten Hornissen-Scouts unterstützen. Die Entfernung sollte man nach wie vor nie eigenmächtig vornehmen.
Es ist von staatlicher Seite geplant die invasive Art umzugruppieren und als etablierte Art zu führen. Damit ist unklar, ob in Zukunft ein Nest entfernt wird und wer die Kosten hierfür übernimmt. Offenbar geht es hier primär um die Kostenverteilung. Auf www. Anhoerungsportal.de kann jedermann hierzu seine Meinung abgeben.
Imkern = Faszination = Erlebnis = Naturverbundenheit
Am Sonntagvormittag begeisterte Thomas van Pelt die Teilnehmer mit seinem Vortrag. Hochinformativ und sehr emotional berichtet er von seiner Betriebsweise, die Umstellung auf biotechnische Verfahren und seine chemiefreie Wirtschaftsvölkerführung seit 2021.
Der Mensch in seiner Gewohnheit geht im Alltag regelmäßig – oft unbemerkt- mit Chemie um. Daher gab es auch einen Denkfehler in den 70er Jahren. Weil alles mit Chemie geregelt wurde, glaubte man auch Varroa mit Chemie in den Griff zu bekommen. Die Chemie gehört aber nicht in die Natur.
„Wollen wir Mensch bleiben (Chemie) oder Imker (Natur) werden?“
Über 47 Jahre chemische Behandlung haben uns aber nicht weitergebracht. Wir reden nur noch über die Milbe und kaum noch über die Bienen. Im europäischen Vergleich hat Österreich eine deutlich niedrigere Winterverlustquote. Dort ist die totale Brutentnahme weit verbreitet. Zeit für uns, um- und weiterzudenken. An der Art und Weise, wie die Bannwabe ausgebaut und bestiftet wird, lässt sich viel über den Volkszustand und die Leistungsfähigkeit der Königin ablesen. Interessant auch der Ansatz, als Bannwabe eine Drohnenwabe zu verwenden. Das steigert den Milbenentzug im Volk. Nach seinen Empfehlungen zur Verbreitung guter Königinnen und Vorschlägen für einen anderen Ansatz in der Nachwuchs- Vereinsarbeit, entwickelte sich eine langanhaltende und rege Diskussion mit den Imkern.
Weitere Informationen auf seiner Webseite oder am Samstag 9. November auf der Eurobee Friedrichshafen beim Workshop Biotechnik mit Dr. Ralph Büchler.
Flächendeckende Verbreitung guter Königinnen
Zur Vorbereitung dieses Themas wurde bei der Anmeldung unter den Besuchern eine Umfrage gemacht, wie in den Vereinen und auch persönlich mit dem Thema Königinnenvermehrung umgegangen wird. Es zeigt sich ein sehr diffuses Bild. Vielfach wird nicht gezielt vermehrt, sondern eher nach dem Zufallsprinzip. Ein unbefriedigender Zustand, der sich auch mit dem Projekt Varroa 2033 nicht verträgt.
Frau Brunnemann-Stubbe moderierte die gemeinsame Ausarbeitung von Ideen und Konzepten, um in der Fläche eine Verbreitung genetisch guter Königinnen zu ermöglichen. Es herrscht offenbar die Fehleinschätzung vor, dass Königinnenaufzucht nur etwas für Vollprofis sei. Das Gegenteil ist richtig. Eine eigene, gezielte Königinnenaufzucht ist das Rückgrat jeder modernen Imkerei und bedeutet mehr Selbständigkeit im eigenen Handeln. Für die teilnehmenden Imker ergaben sich diverse Ideen und Handlungsoptionen, um hier mehr Kompetenz in der Imkerschaft zu erreichen.
Abschluß der Veranstaltung
Nach zwei Tagen intensivem Informations- und Erfahrungsaustausch zu aktuellen, aber auch grundsätzlichen Themen der Imkerei schloss Oliver Lenz die Versammlung mit einer Einladung für den anstehenden 15. Hessischen Honigtag in Langen am Sonntag, 10.11.2024